Angefangen hat es vor 1200 Jahren mit einem Wunder, dem auch das Bistum Hildesheim seine Entstehung verdankt: Der Legende nach soll im Jahr 815 ein Reliquienwunder Kaiser Ludwig den Frommen dazu veranlasst haben, am Ort des heutigen Domhofes eine Marienkapelle zu errichten. Auf dieser gründete dann der erste Dombau im Jahr 872 durch Bischof Altfrid.
Im sogenannten Altfrid-Dom nun gab es eine eigene Schatzkammer, in der die kostbaren Altargeräte, Messgewänder und liturgischen Bücher aufbewahrt wurden. Von der Existenz dieser Kammer wird in den Hildesheimer Annalen im Zusammenhang mit einem Feuer im Jahr 1013 berichtet. Zwar habe der Brand rasch gelöscht werden können, doch seien ihm wertvolle Ausstattungsstücke für den Gottesdienst und eine unübersehbar große Zahl von Handschriften zum Opfer gefallen.
Möglicherweise gab dieses Feuer dem damals regierenden Bischof Bernward Anlass, seine Kathedrale „in wunderbarer Schönheit zu verschönern“, wie sein Biograph, der Domkanoniker Thangmar, überliefert hat. Thangmar berichtet von kostbaren Evangelienbüchern, „die von Gold und Edelstein prangten“, von Rauchfässern mit „bedeutendem Wert und Gewicht" sowie von mehreren kunstvollen Kelchen aus Onyx, Kristall und purem Gold. Auch Bernward selbst rühmte sich seiner reichen Stiftungen und erwähnt goldene Kronen, Kelche, Leuchter, Decken und Ornate. Von den reichen Stiftungen Bernwards an den Dom ist allerdings neben der berühmten Bronzetür nur die sogenannte Große Goldene Madonna erhalten geblieben, die bis heute ein Zeugnis romanischer Kunst ist.
Der Altfrid-Dom wurde am 23. März 1046 bei einer Feuersbrunst schwer beschädigt. Allem Anschein nach konnten allerdings wesentliche Teile des Kirchenschatzes und vor allem die Reliquien gerettet werden. Die Schäden am Dom waren so schwerwiegend, dass Bischof Azelin ihn zugunsten eines nach Westen erweiterten Neubaus aufgeben wollte. Doch das Unterfangen misslang. Azelins Nachfolger Hezilo ließ den Dom daher in seinen alten Grundmaßen wieder herstellen. Bei der Neuweihe ließ Hezilo einen Teil des Domschatzes im Inneren des neuen Hochaltars niederlegen, der bis zu nochmaligen Zerstörung des Doms am 22. März 1945 erhalten blieb und erst beim Abräumen der Schuttmassen beseitigt wurde, ohne dass man um sein Alter gewusst hätte. Glücklicherweise konnten damals zwei große Kisten voller Reliquien geborgen werden.
Im 12. Jahrhundert waren die bis dahin in der Krypta verborgenen Reliquien der ältesten Dompatrone in einen neuen goldenen Schrein übertragen worden, den man wie ein Retabel hinter dem Hochaltar platzierte. An Festtagen wurden weitere Reliquienbehälter dazu gestellt. Im Mittelalter war der Domraum deshalb zusätzlich durch ein Gitter gesichert, dessen Türen nach Bedarf geschlossen werden konnten. Zur sicheren Verwahrung unter anderem der beweglichen Zimelien dienten zwei Schatzkammern, die bis ins 19. Jahrhundert als solche genutzt wurden. Eine lag auf der Südseite des Chores, die andere, deutlich kleinere war auf der Nordseite gelegen. In diesen Schatzkammern wurden Reliquien und insbesondere jene Stücke des Kirchenschatzes aufbewahrt, die nur zu besonderen Anlässen zur Verehrung auf den Hochaltar gestellt wurden. Dazu gehörten zum Beispiel das Kopfreliquiar des hl. Oswald und die Große Goldene Madonna.
In den mittelalterlichen Kostbarkeiten des Domschatzes sah man in der Barockzeit geradezu die Identität des Bistums verkörpert. Der Domschatz wurde zum bewunderten Altertum, wie eindrucksvoll in einer Serie von Kupferstichen dokumentiert ist, deren Titelblatt die Aufschrift "Gloriosa Antiquitas Hildesina" trägt. Offenbar hat das Domkapitel seine Schätze auch gezielt in das Besuchsprogramm hochstehender Persönlichkeiten einbezogen, wie es anlässlich eines fürstlichen Besuchs um 1820 überliefert ist.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts veranlasste das zunehmende Besucherinteresse die seit der Säkularisation für den Dom zuständige staatliche Baubehörde dazu, im Zuge einer größeren Restaurierungskampagne in der Bischofskirche auch die alte Schatzkammer auf der Südseite des Chores auszubauen. Gefördert wurde das Vorhaben sicher durch die erste im Druck erschienene wissenschaftliche Abhandlung über den Hildesheimer Domschatz von Johann Michael Kratz, einem Hildesheimer Historiker und Privatgelehrten, die 1840 veröffentlicht wurde.
1856 wurden die Hildesheimer Kunstschätze anlässlich der Zusammenkunft der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine erstmals als vaterländische Altertümer in einer Ausstellung gezeigt, die auf Anordnung des kunsthistorisch interessierten Hildesheimer Bischofs Eduard Jakob Wedekin im Dom ermöglicht worden war. Schon im Folgejahr wurde eine repräsentative Auswahl in detaillierten Stahlstichen abgebildet.