„Frauenwelten. Die Klöster Heiningen und Dorstadt“ im Dommuseum Hildesheim
Neue Sonderausstellung widmet sich den Frauenklöstern im Landkreis Wolfenbüttel
Zwei sehr bedeutende Frauenklöster stehen im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung im Dommuseum Hildesheim. Unter dem Titel „Frauenwelten. Die Klöster Heiningen und Dorstadt“ widmet sich die Ausstellung vom 24. September 2021 bis 6. Februar 2022 den Klöstern Heiningen und Dorstadt, die heute zur Pfarrei St. Petrus in Wolfenbüttel gehören. Beide Orte waren eng mit Hildesheim und dessen Bischöfen verbunden. So ist Bischof Bernward eine zentrale Figur in der Gründungsgeschichte von Heiningen.
Das Dommuseum Hildesheim verbindet den zum Weltkulturerbe gehörenden Domschatz mit einer Fülle von Objekten aus Kirchen und Klöstern des Bistums. Mit Heiningen und Dorstadt werden nun zwei wichtige Frauenklöster in einer Ausstellung vorgestellt, die baulich zur Klosterkammer Hannover gehören und zugleich heute in Gestalt einer modernen Pfarrei fortbestehen.
Aus beiden Klöstern haben sich herausragende Kunstwerke erhalten, die teilweise noch am Ort bewahrt werden, teilweise Eingang in weltberühmte Sammlungen gefunden haben. Dazu gehören etwa die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, das Victoria & Albert Museum in London und die Pierpont Morgan Library in New York.
Die Ausstellung stellt die Geschichte der Konvente von der Gründung bis zur Barockzeit mit ausgewählten Objekten wie dem sogenannten Bernwardkreuz aus Heiningen dar, ebenso mit spätmittelalterlichen Skulpturen aus der Stiftskirche in Dorstadt und Textilien aus beiden Klöstern, die deren besondere Bedeutung als Zentren der Textilherstellung deutlich machen.
Bis heute haben sich vor allem große barocke Antependien erhalten, die im Lauf des Kirchenjahres als Schmuck der Altäre noch heute verwendet werden und ganz eigene Bildprogramme mit eindrucksvollem theologischem Anspruch zeigen. Handschriften und Bücher dokumentieren die Frömmigkeit der Nonnen ebenso wie ihre hohe intellektuelle Bildung.
Ergänzende Objekte aus dem Bestand des Domschatzes belegen in der Gegenüberstellung mit den Kunstwerken aus den Frauenklöstern deren hohen Rang, wenn etwa neben dem Bernwardkreuz aus Heiningen das sogenannte Große Bernwardkreuz aus St. Michael in Hildesheim präsentiert wird.
Über den konkreten historischen Kontext einzelner Objekte hinaus, ist außerdem zu fragen, wodurch das Rollenverständnis der Frauen geprägt war und mit welchen Bildtraditionen Rollenzuweisungen in Kirche und Gesellschaft formuliert wurden und werden. Die Frage nach den Ursprüngen von stereotypen Geschlechterbildern in der Geschichtsforschung, Soziologie, Politikwissenschaft und Theologie verbindet sich mit der Frage nach Veränderungen in der Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung von Frauen in der Vergangenheit. Gerade derzeit werden diese Diskussionen fortgeführt und sind keineswegs abgeschlossen.
Zur Ausstellung gibt es einen reich bebilderten Katalog mit Beiträgen renommierter Wissenschaftlerinnen zur Geschichte der Klöster Heiningen und Dorstadt. Er erscheint im Verlag Schnell & Steiner mit Bernward Medien, hat 184 Seiten und ist in der Ausstellung für 18 Euro erhältlich.
Kuratorinnen-Führungen finden am 28. Oktober 2021 um 16 Uhr mit Museumsdirektorin Prof. Dr. Claudia Höhl und am 19. Januar 2022 um 16 Uhr mit Museumsmitarbeiterin Dr. des. Pavla Ralcheva statt.