Neuer Glanz für das laufende Jesuskind
Erst schmückte das silberne Antependium den Hochaltar im Hildesheimer Dom, dann verschwand es lange im Magazin des Dommuseums. Nun wird das Prachtstück für die kommende Sonderausstellung von Restaurator Uwe Schuchardt wieder herausgeputzt.
Die Krippe ist passé. Das Jesuskind hat Laufen gelernt. Maria und Josef halten es an den Händen, während es beschwingt voranschreitet. Aus dem Himmel schauen Gottvater und der Heilige Geist in Form einer Taube auf das freundliche Trio herab.
Die Heilige Familie bildet den Mittelpunkt des silbernen Antependiums, das von Restaurator Uwe Schuchardt gerade für die neue Sonderausstellung im Dommuseum Hildesheim herausgeputzt wird. Das Relief mit diversen dreidimensional dargestellten, frei modellierten biblischen Figuren stammt aus dem Jahr 1700.
Es schmückte den Hochaltar des Hildesheimer Doms und entging 1945 der Zerstörung der Bischofskirche. Seitdem fristete es, abgesehen von einer Ausstellung im Jahr 1998, ein weitgehend unbeachtetes Dasein im Magazin des Dommuseums. Doch das soll sich nun ändern. Vom 9. Dezember 2017 bis zum 4. Februar 2018 wird das Antependium laut Dommuseumsdirektorin Dr. Claudia Höhl „das Highlight“ der Sonderausstellung „Barocke Pracht – Silber aus dem Hildesheimer Dom“ darstellen.
Vollkommen zu Recht, wie Restaurator Schuchardt betont: „Das Kunstwerk hat schon eine sehr hohe Qualität“, sagt er und zeigt auf die Josef-Figur, auf der sich sogar die Adern der Hände abheben. Er schätzt, dass etwa 40 Kilogramm Silber verwendet wurden, um das nur 0,8 bis 1 Millimeter dicke Kunstwerk herzustellen, das einen Meter hoch ist und in der Breite 3,2 Meter misst. Es entstand in der Werkstatt des Silberschmieds Johannes Dick aus Köln. Stifter war ein Domkapitular, der aus dem Rheinland nach Hildesheim gekommen war.
Das Antependium ist 1950 zuletzt gereinigt worden. Seitdem hat das Relief viel von seinem Glanz verloren. Dunkle Ränder sind entstanden, außerdem haben die damals verwendeten Putzmittel Spuren hinterlassen. Uwe Schuchardt wird etwa 200 Stunden benötigen, ehe das Exponat seine ursprüngliche Strahlkraft widererlangt hat.
Der Verein für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim hat die Restaurierung mit einer Spende von 10.000 Euro möglich gemacht. „Darüber bin ich sehr dankbar“, sagt Claudia Höhl, „so können wir dieses tolle Kunstwerk endlich wieder einmal öffentlich zugänglich machen.“
Die Museumsdirektorin ist fasziniert von der Darstellung des laufenden Jesuskindes auf dem Antependium: „Das ist erst im 17. Jahrhundert zum Thema geworden. Durch die Charakterisierung von Jesus als Kind wird die Familie als ideales Sozialmodell, als Kern der Gesellschaft ins Zentrum gerückt.“